Agny Durdu – Das Ösling darf kein Naturschutzgebiet werden.

Wenn mich jemand fragt, wo ich wohne, bevorzuge ich Hamiville zu antworten. Hessdref werde oft mit Heeschdref bei Walferdingen verwechselt, lacht Agny Durdu vor ihrem Büro an der Hauptstraße. Nicht weit entfernt wuchs sie auf einem Bauernhof auf. Heute lebt sie dort mit ihrer Mutter und ihrem Bruder.

Schule hat Vorrang

Das Leben in Heisdorf war damals ruhig. Besonders bis 1978, als die Fusionsgemeinde Wincrange geschaffen wurde. Die größte Gemeinde des Landes. Damals wurden erstmals einige Vereine gegründet. Davor hat es in unserem Dorf kaum einen Kirchenchor gegeben, erinnert sich die Juristin.

Beim Bauern müssen alle mit anpacken. Ich habe früh gelernt zu arbeiten, erinnert sich Agny. Und weil ihre Eltern wegen des Krieges nicht zur Schule gehen konnten, stand Bildung an erster Stelle.

Deshalb sind wir nicht nach Sainte-Marie in Ettelbrück gefahren, wo nicht alle Schulzweige angeboten wurde, sondern nach Fieldgen und in die Stadt. Das war eine Umstellung, aber kein Problem, sagt Agny Durdu: Denn Lernen hat mir schon immer Spaß gemacht. Agny besuchte bis zu ihrem klassichen Abitur D (Mathematik und Wirtschaft), das Gymnasium Fieldgen. Und dann studierte sie ein weiteres Jahr am Universitätszentrum in Limpertsberg.

Neue Leute kennen lernen

Die Wahl der Universität fällt auf Louvain-la-Neuve, um Jura zu studieren. Eine bewusste Entscheidung: Ich hatte keine Lust, in eine Stadt zu gehen, in der viele andere luxemburgische Studenten waren. Ich wollte einfach neue Leute kennenlernen. Mitte der 80er Jahre gab es nicht viele Luxemburger in Leuven und ich habe einige wirklich gute Bekanntschaften gemacht. Am Ende lebte Agny mit 7 anderen Studenten in einem Haus.

Agny fuhr jedes Wochenende mit dem Zug nach Hause, und um zwei Systeme in zwei Ländern kennenzulernen, verfolgte sie eine Zusatzausbildung im Europarecht in Straßburg.

Nach ihrem Abschluss begann Agny Durdu mit der Arbeit in der Anwaltskanzlei von Maître Albert Rodesch.

Ein roter Teppich für Neubürger

Politik war schon immer Gegenstand von Diskussionen in der Familie Durdu. Als junges Mädchen war Agny fasziniert von Gaston Thorn oder Marcel Mart aus der blau-roten Koalition von 1974-1979. Diese Zeit hat sie geprägt: In der Politik kam für mich nur das Blau in Frage. Kein Wunder also, dass Agny 1993 mit Unterstützung des zurückgetretenen Bürgermeisters Henri Wenkin (Hengche va Weiler) für das Amt des Bürgermeisters kandidierte. Im Alter von 27 Jahren wurde Agny Durdu mit absoluter Mehrheit Bürgermeisterin.

Damals waren wir eine Gemeinde mit etwa 3.000 Einwohnern. Und allen, die bei uns wohnen wollten, wurde der rote Teppich ausgerollt, um etwas zu bauen. Aber das ist über die Jahre nicht mehr möglich und wir mussten uns wie andere Gemeinden im Norden neu organisieren.

1994 – Agny Durdu wurde Mitglied der DP – kandidierte bei den Nachwahlen und übernahm die Stelle von Charles Goerens, der ins Europäische Parlament einzog. Agny blieb bis 2004 in der Abgeordnetenkammer und konzentrierte sich auf Bildung, Landwirtschaft und Wirtschaft.

Große Enttäuschung und neue Herausforderung

2004 und 2005 musste Agny Durdu zwei Niederlagen hinnehmen. Erstens wird sie nicht wieder in die Abgeordnetenkammer gewählt, und dann verliert sie ihre Mehrheit in der Gemeinde Wincrange, obwohl sie erneut die meisten persönlichen Stimmen erhalten hat: Das lag an der Umstellung vom Majorz- auf das Proporzsystem und hat mich tief getroffen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir egal war.

Nach der Niederlage der DP bei den Parlamentswahlen 2004 wurde Agny Generalsekretärin, trat aber 2006 zurück, nachdem sie für den Staatsrat nominiert worden war. Der Staatsrat war eine neue Welt für mich, weil ich die Probleme aus rechtlicher Sicht analysieren musste und nicht mehr nur aus politischer Sicht. Es war eine sehr bereichernde Aufgabe, im Austausch mit Kollegen und Beamten. Ich habe viel gelernt.

Von 2019 bis letztes Jahr war Agny Durdu Staatsratspräsidentin.

Kein Naturschutzgebiet

Homeoffice ermöglicht es Agny Durdu heute wieder als Anwältin von zu Hause aus zu arbeiten. Vor der Tür die stark befahrene Hauptstraße, hinter dem Haus ein idyllischer Blick auf das Ösling mit seinen Hügeln und Wiesen.

Die Region hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. Und doch hat Agny den Eindruck, dass mancherorts versucht wird, aus dem Norden des Landes eine Art Naturschutzgebiet zu schaffen: Die Klimathematik ist für mich die größte Herausforderung für unser Land und für die Menschheit, aber in vielen Fällen machen die übermäßigen Barrieren eine gesunde Entwicklung sehr schwierig. Und das macht mich traurig.

Was sind Agny Durdus Ziele für die Zukunft? Schaut mal, sagt sie und serviert ein Stück Marmorkuchen zum Kaffee, während sie auf ihre Elefantensammlung neben dem Büro blickt: Sie sind starke und schlaue Tiere und doch so verletzlich und bedroht.

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