Im luxemburgischen Marienland besteht Einigkeit: 2020 ist eines der schlimmsten Jahre seit langem. Eine Hiobsbotschaft jagt die andere: Das Kartoffelfest von Benzelt wurde abgesagt, es gab kein Schulfrei für die Springprozession und am 29. April brach für die Luxemburger die Welt zusammen: Die ‚Päischtcroisière‘ wurde abgesagt. Jede Hauptversammlung, jede Einweihung und jedes ‚Dëppefest‘ zwischen Lasauvage und Schlindermanderscheid – alles abgesagt. Für die Kommunalpolitiker bedeutete das, abends zu Hause zu bleiben. Einige haben dabei bemerkt, dass sie eine Frau haben und dass die Kinder immer noch zu Hause wohnen.
In einer solchen Krisensituation lernt man viel – zu viel – über seine Mitmenschen. Wer hätte gedacht, dass Luxemburger so scharf auf Reis, Nudeln und Toilettenpapier sind und sich gerne für einen BigMac eine Stunde lang in einen Stau stellen. Spätestens als man im Luxbazar die Anzeige „Frau mit Klopapier sucht Mann mit Nudeln“ las, wusste man, dass die Situation tödlich war.
Aber jeder wusste, wie er sich im Lockdown helfen und sogar digital arbeiten konnte. Jeder? Ja! Sogar Astrid Lulling (fast 91 Jahre alt) und Simone Beissel (fast ein Digital Native) haben ihre TV-Shows per Videokonferenz aufgezeichnet! Immerhin im dritten Anlauf gelang es den Grünen, einen digitalen Kongress durchzuführen. Respekt!
Der Lockdown schaffte auch etwas, an dem sich Fränz Bausch seit Jahren die Zähne ausbeißt – es gab keine Staus.
Und dann kam das Ende des Lockdowns! Der Finanzminister musste die Staatskasse so weit öffnen, dass seine Locken völlig außer Kontrolle gerieten. Hoffen wir nur, dass Luxemburg sein Triple-A nicht verliert, denn sonst können die Haare von Pierre Gramegna für nichts garantieren. Tourismusminister Lex Delles hat dem ganzen Land einen 50-Euro-Bon gespendet! Die Kiffer waren überglücklich, weil Cannabis sofort legalisiert werden sollte. Als sie jedoch herausfanden, dass der Bon nur für eine Nacht auf einem Öslinger-Campingplatz galt, war es vorbei mit der Freude. Eins nach dem anderen: Zuerst #Vakanzdoheem und dann erst #Kiffendoheem.
Die langjährige Oppositionspartei CSV hat es während der Pandemie schwer. Zuerst haben die Spielplätze nicht schnell genug geöffnet, dann wollte man, dass die Kneipen am Nationalfeiertag bis spät in die Nacht offen bleiben, und schließlich hat man sich beschwert, dass das Ende des Lockdowns zu schnell kam. Da hilft es nicht, dass Frank Engel (der aktuelle Präsident der CSV) zu etwas „Ja“ sagt, aber seine Partei am nächsten Tag „Nein“. Dass die Bürger das nicht verstehen, hat auch die letzte Umfrage gezeigt. Trotzdem hat die CSV jetzt die Verjüngung entdeckt: Jean-Paul Schaaf (54) ersetzt Marco Schanck (65) in der Kammer.
Sie werden es nicht glauben, aber 2020 gab es auch positive Nachrichten: Etienne Schneider hat sein Leben zurückbekommen, der HSV hat es wieder geschafft nicht aufzusteigen, die DP hat eine neue Sektion in Lintgen und Sie lesen gerade die erste Ausgabe des neuen DP-Magazins! Wenn das nichts ist, weiß ich‘s auch nicht!